Einblicke: Yael Bartana. Two Minutes to Midnight

Einführung durch die Kuratorin Dr. Helena Pereña

Yael Bartana, Two Minutes To Midnight, 2021, performance still, photo by Birgit Kaulfuß

Was wäre, wenn Frauen die Welt regieren würden? Yael Bartana inszeniert diese Frage in ihrem performativen Stück „Two Minutes To Midnight“: Die rein weibliche Regierung eines fiktiven Landes soll Stellung zu einer akuten nuklearen Bedrohung durch eine fremde Nati-on beziehen. Ein Gremium aus Schauspielerinnen und realen Expertinnen für Verteidigung, Recht, Politik und Psychologie befindet sich in einem demokratischen „Friedensraum“. Die-ser spiegelt den toxisch männlichen „Kriegsraum“ in Stanley Kubricks klassischer Satire „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ über den Kalten Krieg wider. Die Frauen müssen entscheiden, wie sie der brisanten Situation begegnen wollen. 

Bartanas visionäres Werk ist die Synthese eines interdisziplinären vierjährigen Prozesses, der das geopolitische Machtspiel analysiert – und uns eine Alternative zum Macho-Machtdiskurs präsentiert. Das Filmmaterial basiert auf den Aufnahmen der hybrid-experimentellen Live-Performance „What if Women Ruled the World?” in Aarhus und Berlin (2017 und 2018) und der Performance „Bury Our Weapons, Not Our Bodies!“ (Philadelphia 2018).

Yael Bartana entwirft in monumentalen Videoinstallationen vielschichtige Reflexionen über die Gegenwärtigkeit der Geschichte. Sie experimentiert mit der Bildsprache von Macht und Propaganda, geht an ihre Grenzen und deutet tradierte Assoziationswege gezielt um. Es entstehen alternative Gegenwarten und beunruhigende Zukunftsszenarien. Für die Präsen-tation im Interimsgebäude VS der Villa Stuck folgt sie der Einladung, eine ihrer Videoarbei-ten der bewegten Geschichte des Gebäudes in der Goethestraße 54 gegenüberzustellen. In der NS-Zeit war im Haus mit der Pension Patria eine Zwangsunterkunft für jüdische Per-sonen auf dem Weg zur Deportation untergebracht. „Two Minutes To Midnight“ bringt den historischen Kontext in die Gegenwart und zur Frage: Welche politische Zukunft wollen wir gestalten?