Alfons Mucha -

Alfons Mucha: Zodiaque, 1896 © Mucha Trust
Alfons Mucha: Zodiaque, 1896 © Mucha Trust

1887 malte Alfons Mucha als Abschlussarbeit seines zweijährigen Studiums an der Münchner Akademie der Künste das Gemälde Die Heiligen Kyrill und Methodius. Bereits hier sowie in den ebenfalls aus seiner Münchner Zeit stammenden Studien und Illustrationsentwürfen zu Goethes Faust offenbarten sich Muchas großes handwerkliches Können und die Grundelemente seines späteren künstlerischen Schaffens. So begann in der Kunststadt München die Karriere des 1860 in Südmähren geborenen Alfons Mucha, der einer der einflussreichsten Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts werden sollte.

Wie bei Franz von Stuck und vielen anderen Künstlern aus der Zeit des Jugendstils sollte Muchas Kunst alle Bereiche des Lebens durchdringen. So ist das Gesamtkunstwerk Muchas inhaltlicher Schwerpunkt der groß angelegten Retrospektive im Museum Villa Stuck, die über 200 Werke - Gemälde, Plakate, Arbeiten auf Papier, Fotografien, Skulpturen, Buchillustrationen, Schmuck sowie Entwürfe zu Architektur, Inneneinrichtung und Design umfasst.

Eines der zentralen Themen der Ausstellung ist Muchas Schaffen in Paris. Dort wurde er durch seine Plakate, u.a. für die gefeierte Schauspielerin Sarah Bernhardt sowie Entwürfe für Kunstverlage, Zeitschriften, Gebäude und Inneneinrichtungen, berühmt. Im weiteren zeigt die Ausstellung Gemälde und Pastelle, die überwiegend nach der Glanzzeit der "Belle Epoque" entstanden sind und sich vor allem mit politischen, sozialen und historischen Anliegen des tschechischen Volkes beschäftigen. Außerdem wird Muchas Beschäftigung mit der Fotografie in der Ausstellung anhand zahlreicher Beispiele dokumentiert.

Regelmäßig hat das Museum Villa Stuck in den vergangenen Jahren herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des späten 19. Jahrhunderts Ausstellungen gewidmet. Die Hommage an Muchas Werk steht in der Tradition von Ausstellungen wie Loie Fuller. Getanzter Jugendstil (1995/96), Max Klinger. Zeichnungen, Zustandsdrucke, Zyklen (1996/97), Hector Guimard. Castel Béranger und Métropolitain Bolivar (1999) und F. Holland Day (2001).

Die Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit mit der Mucha Foundation entstanden ist, wird nach der Präsentation in München auch im Bröhan Museum, Berlin und der Kunsthalle Rotterdam zu sehen sein.

Alfons Mucha

Mit seinem 1895 in Paris für die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt (1844-1923) entworfenen Plakat GISMONDA wurde der tschechische Bühnenbildner, Illustrator und Grafiker Alfons Mucha (1860-1939) über Nacht berühmt. In Muchas Werk verschmolz sein Sinn für das Theater, tief verankerte Religiosität und seine Prägung durch mährische Traditionen mit Einflüssen des Symbolismus und des Spiritualismus. Der neue - in vieler Hinsicht beispiellose - Stil, LE STYLE MUCHA wurde für ein Jahrzehnt zum Inbegriff des ART NOUVEAU.

Muchas zahlreiche während der Pariser Jahre entstandenen Plakate und PANNEAUX DÉCORATIFS zeichnen sich durch aufwändige florale Ornamente - verbunden mit stark symmetrischen, flächig-linear gestalteten Elementen - aus. Sie wurden zu Meilensteinen in der Geschichte der modernen Grafik.

In der Überzeugung von der umfassenden Aufgabe der Kunst, die alle Bereiche des Lebens durchdringen und für alle Bürger zugänglich sein solle, gestaltete Alfons Mucha auch zahlreiche Haushalts- und Nutzgegenstände wie z.B. Kalender oder Parfümflakons, die bereits in kleinen Serien hergestellt wurden. Bis heute werden seine Entwürfe in der ganzen Welt immer wieder für zahlreiche Gegenstände verwendet.

Neu zu entdecken sind in der Ausstellung eine Reihe von Pastellen aus der Zeit um 1900. Sich auflösende Formen, die sich von einem zumeist dunklen Hintergrund abheben, treten in ihnen an die Stelle der Klarheit der vorher entstandenen Lithographien. Titel wie REUE, DANCE MACABRE oder aber STERBENDER SOLDAT verweisen auf die Vielschichtigkeit dieser Werkgruppe und zeigen, mit welch klarem Blick Mucha hinter aller idealistischen Hoffnung die existentielle Not des Menschen erfassen konnte.

Ab 1929 galt sein Augenmerk vor allem dem Schicksal der slawischen Völker. In seinem Hauptwerk aus dieser Zeit, dem SLAWISCHEN EPOS - seit 1963 zu sehen auf dem Schloss in Moravský Krumlov -, vereint sich der überzeugende Einsatz symbolistischer Elemente auf ideale Weise mit seiner Meisterschaft in der flächigen Gestaltung und dem Einsatz der gedämpften Farbtöne seiner frühen Arbeiten. In der Ausstellung zeugen Gemälde wie der SONG OF BOHEMIA von der Auseinandersetzung mit historischen und politischen Themen. Muchas Interesse an diesen Sujets zeigte sich schon in den SCÈNES ET EPISODES D`HISTORIE D`ALLEMAGNE.

Biographie

1860
Alfons Mucha wird in Südmähren als Sohn des Gerichtsdieners Ondrej Mucha geboren.

1878
Mucha bewirbt sich an der Prager Akademie der bildenden Künste. Seine Bewerbung wird mit dem Vermerk abgewiesen: "Suchen Sie sich einen anderen Beruf, in dem Sie nützlicher sein werden."

1879
Mucha zieht nach Wien, wo er als Kulissenmaler arbeitet.

1881
Mucha verlässt Wien. Er begibt sich nach Mikulov, wo er seinen Lebensunterhalt mit Porträtmalerei verdient. Er trifft den Grafen Khuen Belassi, der ihm den Auftrag erteilt, sein Schloss Emmahof auszuschmücken.

1885
Beginn des Studiums an der Akademie der bildenden Künste in München dank der Unterstützung durch den Bruder des Grafen Khuen.

1887
Mucha zieht nach Paris, um an der Académie Julian, später an der Académie Colarossi, zu studieren.

1890
Mucha beginnt mit Illustrationen für die Theaterzeitschrift Le Costume au théatre, in der auch seine erste Zeichnung von Sarah Bernhardt als Kleopatra erscheint.

1891
Mucha trifft Paul Gauguin.

1893
Gauguin kehrt von Tahiti zurück und zieht in Muchas Atelier ein.

1894
Entwürfe für sein erstes Plakat für Sarah Bernhardt in Gismonda, einem Stück von Victorien Sardou.

1895
Das Gismonda-Plakat erscheint in Paris. Mucha unterzeichnet einen Fünfjahresvertrag mit Sarah Bernhardt über Bühnen- und Kostümentwürfe und Plakate. Die Firma Champenois beginnt mit der Veröffentlichung von Muchas Plakaten (1897 Exklusivvertrag).

1897
Einzelausstellungen in Paris in der Galérie La Bodinière und im Salon des Cent sowie in der Prager Topic-Galerie.

1898
Mucha nimmt an der ersten Ausstellung der Wiener Secession teil. Muchas Plakate und Panneaux werden in Mähren und Budapest ausgestellt.

1899
Mucha kommt in Kontakt mit dem theosophischen Zirkel von De Rochas und Flammarion. Von der österreichisch-ungarischen Regierung wird er beauftragt, für die Pariser Weltausstellung 1900 Dekorationen für den Pavillon von Bosnien und Herzegowina, Entwürfe für das Ausstellungsplakat, den Katalogeinband und die Speisekarte für das Ausstellungs-bankett zu liefern.

1900
Mucha wird zum Ritter des Franz-Josef-1.-Ordens ernannt. Beginn des Entwurfs für Georges Fouquets Juwelierladen.

1901
Wird für seinen Beitrag zur Pariser Weltausstellung 1900 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.

1902
Mucha begleitet Rodin während dessen Prager Ausstellung nach Prag und Mähren. Erscheinen der Documents décoratifs.

1903
Mucha begegnet Marie (Maruška) Chytilová, einer tschechischen Kunststudentin und seiner späteren Frau; Maruška studiert an der Académie Calarossi und bei Mucha.

1904 April - Mai:
Muchas erste Reise nach Amerika; er besucht New York, Philadelphia, Boston und Chicago und malt nach Einführung durch die Baroness Rothschild Gesellschaftsporträts; trifft Charles Crane, der zu seinem Gönner für das Projekt des Slawischen Epos werden wird.

1906
Reisen zu Einzelausstellungen in New York, Philadelphia, Chicago und Boston. Heirat mit Maruška Chytilová in Prag. Reist in Begleitung von Maruška nach Amerika.

1908
Auftrag zur Dekoration des neuen German Theatre in New York.

1909
In New York wird Muchas Tochter Jaroslava geboren. Charles Crane übernimmt die Finanzierung von Muchas Slawischem Epos.

1910
Rückkehr nach Prag. Bis 1911 Ausführung von Wandgemälden für den Obecní dum, das Prager Repräsentationshaus.

1912
Die ersten drei Gemälde des Slawischen Epos werden fertiggestellt und am 6. Dezember der Stadt Prag übergeben.

1913
Reisen durch Polen und Russland zwecks Materialsammlung für das Slawische Epos.

1915
Geburt von Muchas Sohn Jirí.

1918
Gründung der unabhängigen Tschechoslowakei. Mucha entwirft Briefmarken und Banknoten.

1919
Die ersten elf Gemälde des Slawischen Epos werden im Klementinum in Prag ausgestellt und dann zu Ausstellungen nach Amerika geschickt.

1921
Erfolgreiche Ausstellung von Muchas Werken im Brooklyn Museum in New York.

1928
Der komplette Zyklus des Slawischen Epos wird offiziell dem tschechischen Volk und der Stadt Prag durch Mucha und Charles Crane übergeben und im Messepalast ausgestellt.

1931
Auftrag für ein von der Slavia-Bank finanziertes Glasfenster für den Veitsdom in Prag.

1934
Die französische Regierung ernennt Mucha zum Offizier der Ehrenlegion.

1936
Ausstellung mit Werken von Mucha und seinem Landsmann Kupka im Pariser Museum Jeu de Paume. Mucha stellt 139 Arbeiten aus.

1939
Mucha gehört zu den Ersten, die bei der Invasion durch die Deutschen in die Tschecho-slowakei von der Gestapo inhaftiert werden. Er wird verhört und darf wieder nach Hause zurückkehren, doch diese Anspannung zerrüttet seine Gesundheit.
14 Juli: Mucha stirbt in Prag und wird auf dem Vyšehrad-Friedhof beigesetzt.

Katalog

Alfons Mucha. Redaktion: Sarah Mucha, mit einer Einführung von Ronald F. Lipp und Beiträgen von Victor Arwas, Anna Dvorák, Jan Mlcoch und Petr Wittlich, erschienen im Belser-Verlag. Hardcover. 160 Seiten mit ca. 300 farbigen Abbildungen.