Art of TomorrowHilla von Rebay und Solomon R. Guggenheim -

Maria Helena Vieira da Silva: Composition, Januar 1936, Öl auf Leinwand, 105,3 x 161,5 cm, Solomon. R. Guggenheim Museum, New York, Schenkung Solomon R. Guggenheim
Maria Helena Vieira da Silva: Composition, Januar 1936, Öl auf Leinwand, 105,3 x 161,5 cm, Solomon. R. Guggenheim Museum, New York, Schenkung Solomon R. Guggenheim

Am 7. September 2005 wird im Museum Villa Stuck, München, das internationale Forschungs- und Ausstellungsprojekt Art of Tomorrow. Hilla von Rebay und Solomon R. Guggenheim eröffnet, dessen Vorbereitung sich über mehr als vier Jahre erstreckte.

Art of Tomorrow. Hilla von Rebay und Solomon R. Guggenheim präsentiert in München eine Teilrekonstruktion der wegweisenden New Yorker Ausstellung aus dem Jahr 1939, Art of Tomorrow . Diese Ausstellung zeigte kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Museum of Non-Objective Painting , dem späteren Solomon R. Guggenheim Museum , eine Auswahl der 725 Meisterwerke gegenstandsloser Kunst, die der jüdisch-amerikanische Mäzen Solomon R. Guggenheim unter Mitwirkung der deutschen Künstlerin Hilla von Rebay (1890-1967) zwischen 1929 und 1939 erworben hatte. Künstler wie Wassily Kandinsky, Rudolf Bauer, sowie Albert Gleizes, Juan Gris, Fernand Léger, László Moholy-Nagy, Ben Nicholson, Friedrich Vordemberge-Gildewart und die Künstlerin Maria Helena Vieira da Silva waren in der Ausstellung von 1939 vertreten. Ihre in Art of Tomorrow ausgestellten Werke sind jetzt in München zu sehen.

Die Ausstellung im Museum Villa Stuck ist der Künstlerin Hilla von Rebay gewidmet. Gezeigt werden ihre Hauptwerke aus der Zeit nach 1927, als sie nach Amerika übersiedelte, bis zu ihrem Tod in den 60er Jahren: gegenständliche und gegenstandslose Collagen, großformatige gegenstandslose Gemälde und das offizielle Porträt von Solomon R. Guggenheim (1861-1949), das die Künstlerin und den Mäzen im Jahr 1928 zusammenbrachte. Die spannende Geschichte von Hilla von Rebay umfasst nicht nur ihre Zeit in Amerika, sondern auch ihre wichtige Rolle als Förderin der gegenstandslosen Kunst und der europäischen Avantgarde im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die erste Ausstellung amerikanischer Kunst in Deutschland nach dem Krieg wurde von Hilla von Rebay kuratiert. Bei der ersten Tournee, 1948, war als Ort der Ausstellung ursprünglich die Villa Stuck vorgesehen, aber letztendlich wurde sie doch in Räumlichkeiten im Hertie-Haus gegenüber dem Hauptbahnhof präsentiert. 1949 wurde sie noch einmal im Amerika-Haus gezeigt.

Hilla von Rebay war auch mit der Entstehung der Münchner Gruppe ZEN 49 verbunden und pflegte enge Kontakte zu deren Künstlern, u.a. zu Rupprecht Geiger. 1950 zeigte Rebay ihre eigenen Arbeiten in der ersten großen Ausstellung der Künstlergruppe ZEN 49 in Münchens Central Art Collecting Point . Die Kabinettausstellung STUNDE 0. Rupprecht Geiger und Hilla von Rebay bringt im Museum Villa Stuck die Arbeiten wieder zusammen, die Geiger und Rebay in dieser wegweisenden Ausstellung gezeigt haben. Im Mittelpunkt der Ausstellung in der Villa Stuck steht das Gemälde Farberlebnis (o. J.) von Rupprecht Geiger, das einen Gang durch die Straßen Münchens nach dem Krieg beschreibt und von der Farbe eines Lippenstifts erzählt, den Geigers Frau von Hilla von Rebay in einem Care-Paket erhalten hatte.

Künstler & Ausstellung

KÜNSTLERLISTE

  • Rudolf Bauer
  • Albert Gleizes
  • Juan Gris
  • Wassily Kandinsky
  • Paul Klee
  • Fernand Léger
  • László Moholy-Nagy
  • Otto Nebel
  • Ben Nicholson
  • Hilla von Rebay
  • Jindrich Styrský
  • Georges Valmier
  • Maria Helena Vieira da Silva
  • Friedrich Vordemberge-Gildewart

 

ZUR AUSSTELLUNG

Art of Tomorrow. Hilla von Rebay und Solomon R. Guggenheim läuft vom 8. September 2005 bis zum 15. Januar 2006 in zwei Ausstellungsstätten, dem Museum Villa Stuck, München, und dem Schloßmuseum Murnau. Die Ausstellung im Museum Villa Stuck konzentriert sich auf Rebays Wirken und Werk in den Vereinigten Staaten nach ihrer Übersiedlung nach New York im Jahr 1927 und umfasst eine Auswahl der Kunstwerke, die sich 1939 zum Zeitpunkt der Schau Art of Tomorrow im Besitz der Solomon R. Guggenheim Foundation befanden, während die Ausstellung im Schloßmuseum Murnau Rebays frühen Jahren in Europa gewidmet ist.

Die Ausstellung Art of Tomorrow. Hilla von Rebay und Solomon R. Guggenheim ist bis zum 10. August 2005 im Solomon R. Guggenheim Museum in New York zu sehen. Zwei von Amerikas bekanntesten Kunstkritikern, Grace Glueck von der New York Times und Hilton Kramer von der New York Observer , haben die Ausstellung besprochen. Grace Glueck schrieb am 20. Mai: "For me, this first chance to see Rebay's art en bloc comes as a revelation." Am 20. Juni bemerkte Hilton Kramer: "For anyone with a serious interest in modern painting and its role in shaping the course of 20th-century American art, the current exhibition at the Solomon R. Guggenheim Museum has a fascinating story to tell."

Hilla von Rebay und Solomon R. Guggenheim

Hilla von Rebay, eine versierte Künstlerin, die in München, Berlin und Paris studiert hatte, verschrieb sich der "gegenstandslosen" Kunst als Stilprinzip und Ausdruck des Geistigen. Im Herbst 1912 zeigte Rebay ihr Werk im Kölnischen Kunstverein; 1917 beteiligte sie sich an einer Gruppenausstellung mit Hans Arp und anderen Künstlern in der Galerie Dada in Zürich. Im Folgemonat zeigte sie drei Werke in einer Gruppenausstellung in der Galerie Der Sturm. 1919 wird einer ihrer Holzschnitte auf dem Umschlag der Zeitschrift Der Sturm abgebildet.

Nach ihrer Übersiedlung in die Vereinigten Staaten im Jahr 1927 erhielt Rebay den Auftrag, Solomon R. Guggenheim (1861-1949) zu porträtieren. Während dieser Zeit gewann sie Guggenheim als Mäzen für die gegenstandslose Kunst - ihr leidenschaftliches Anliegen - und lenkte seine Sammeltätigkeit in entsprechende Bahnen. Sie machte Guggenheim mit Kandinsky bekannt, und auf ihre Anregung hin erwarb Guggenheim schließlich mehr als 150 Werke von Kandinsky sowie Gemälde abstrakter und gegenstandsloser Maler wie Rudolf Bauer, Albert Gleizes, Fernand Léger und László Moholy-Nagy.

Bereits 1930 begann Rebay über den Bau eines Museums für die großartige und stets weiter wachsende Sammlung nachzudenken. Im Jahr 1937 wurde die Solomon R. Guggenheim Foundation gegründet. 1939 mietete Guggenheim ein Gebäude an der 24th East Street in Manhattan, das am 1. Juni 1939 mit der Ausstellung Art of Tomorrow als Museum of Non-Objective Painting (Museum der gegenstandslosen Malerei) eröffnet wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte Guggenheim unter der Mitwirkung Rebays bereits 725 Kunstwerke erworben.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Hilla als Enemy Alien für kurze Zeit interniert und durfte bis 1945 New York nicht verlassen. Trotzdem erwarben sie und Guggenheim weiterhin wichtige Kunstwerke für die Sammlung. Rebay, eine unermüdliche Kämpferin, organisierte trotz ihrer schwierigen Lage während des Krieges eine Reihe von Wanderausstellungen in Amerika, die der Sammlung gewidmet waren, und veranstaltete gleichzeitig Ausstellungen im Museum of Non-Objective Painting in New York. 1943 nahm sie Kontakt mit dem Architekten Frank Lloyd Wright auf, in dem sie einen Geistesverwandten zu erkennen glaubte, und bat ihn, das Museum ihrer Träume, "einen Tempel der gegenstandslosen Kunst", zu entwerfen. Ein neues Grundstück wurde dafür erworben und das Museum zog in das Haus Nr. 1071 an der Fifth Avenue um. Die erste Ausstellung an diesem Standort, die im November 1948 eröffnet wurde, war Rebay gewidmet. Als der Museumsneubau im Oktober 1959 schließlich eröffnet wurde, waren Wright und Guggenheim bereits nicht mehr am Leben. Rebay wurde offenbar nicht eingeladen; sie hatte bereits 1952 unter Druck die Leitung des Museums niedergelegt.

Die Frucht der bemerkenswerten Zusammenarbeit zwischen Hilla von Rebay und Solomon R. Guggenheim ist eine eindrucksvolle Sammlung der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts. Dokumentiert wurde diese Leistung durch die Eröffnungsausstellung des Museum of Non-Objective Painting im Jahr 1939. Bedeutende Werke aus der Ausstellung Art of Tomorrow von 1939 stehen im Mittelpunkt der jetzigen Ausstellung in München. Sie zeigen die Voraussicht der Museumsgründer und die historische Bedeutung der Sammlung.

Biographie Hilla von Rebay

1890 Hildegard Anna Augusta Elisabeth Rebay von Ehrenwiesen wird am 31. Mai in Straßburg geboren.

1908-10 Hilla erhält privaten Kunstunterricht von August Zinkeisen, einem Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie und besucht die Kunstgewerbeschule in Köln. Von Oktober 1909 bis Mai 1910 studiert sie an der Académie Julian in Paris Porträt-, Genre- und Landschaftsmalerei.

1910-11 Rebay folgt dem Rat des Malers Fritz Erler und zieht für ein Jahr nach München.

1912 Arbeiten von Rebay werden im Kunstverein Köln gezeigt. Im selben Jahr lernt sie Félix Fénéon, den künstlerischen Leiter der Galerie Bernheim-Jeune in Paris, kennen, der ihr Mentor wird.

1913 Rebay zeigt mehrere so genannte Negerbilder auf der Frühjahrsausstellung der Münchner Secession, die ihr Anerkennung, insbesondere seitens Ostini, einbringen. Mit zwei Gemälden ist sie im Salon des Indépendants in Paris vertreten. Im Oktober zieht sie nach Berlin.

1916 Um diese Zeit entstehen Rebays erste gegenstandslose Gemälde und Collagen. Sie stellt in der Juryfreien Kunstschau im Kölnischen Kunstverein aus und hat eine Einzelausstellung in Köln. Sie lernt den Maler Rudolf Bauer, einen Verfechter der gegenstandslosen Malerei, kennen.

1917 Rebay stellt in einer Gruppenausstellung mit Hans Arp und anderen Künstlern in der Galerie Dada in Zürich aus. Zudem zeigt sie drei Werke in einer Gruppenausstellung in der Berliner Galerie Der Sturm.

1920 Sie gründet mit Bauer und Otto Nebel die Künstlergruppe "Der Krater, das Hochamt der Kunst".

1927 Übersiedlung nach New York. Sie kopiert Gemälde im Metropolitan Museum of Art, entwirft Plakate, gestaltet Schaufenster, gibt Louise Nevelson Malunterricht und bemüht sich um Porträtaufträge. Das Worcester Art Museum in Massachusetts zeigt ihre Collagen und Zeichnungen; die Gallery Marie Sterner in New York präsentiert Plastic Paintings: A New Medium by Hilla Rebay.

1928 Rebay beginnt mit dem Porträt von Solomon R. Guggenheim und begeistert ihn für die gegenstandslose Malerei sowie für den Aufbau einer Sammlung gegenstandsloser Kunst.

1929 Die ersten Gemälde für die Guggenheim-Sammlung werden erworben.

1930 Rebay reist nach Paris für eine Ausstellung in der Galerie Bernheim-Jeune und trifft Künstler wie Chagall, Delaunay und Léger, deren Werke Guggenheim erwirbt. Zudem lernt sie László Moholy-Nagy und Piet Mondrian kennen. Am 7. Juli besucht Rebay mit den Guggenheims Kandinsky in Dessau. Guggenheim präsentiert seine Sammlung in den neu renovierten Räumen im Plaza-Hotel in New York.

1931 Rebay stellt in der Galerie Wildenstein & Co. aus und in der International Exhibition Illustrating the Most Recent Development in Abstract Art in der Albright Art Gallery, Buffalo, New York.

1933 Guggenheim und Rebay überlegen, ein Museum im Rockefeller Center zu bauen, das die Guggenheim-Sammlung beherbergen soll, doch das Vorhaben zerschlägt sich.

1934 Rebay stellt in der Galerie Bernheim-Jeune in Paris gegenstandslose und gegenständliche Werke aus.

1936 In der Gibbes Memorial Art Gallery in Charleston wird die Sammlung Guggenheims - darunter auch Werke von Rebay - zum ersten Mal präsentiert. Der Katalog mit der Einführung von Rebay "Definition of Non-Objective Painting" wird von Fénéon, Kandinsky und anderen anerkennend aufgenommen.

1937 Die Guggenheim-Sammlung wird in der Philadelphia Art Alliance vorgestellt. Der Begleitkatalog enthält Rebays Beitrag "The Beauty of Non-Objectivity", in dem sie Bauer als "größten Meister der Gegenstandslosigkeit" bezeichnet, worauf Delaunay und Kandinsky verärgert reagieren. Am 25. Juni wird die Solomon R. Guggenheim Foundation gegründet, "zur Förderung der Kunst und Kunsterziehung und der Aufklärung der Öffentlichkeit".

1938 Rebay wird Vorstandsmitglied der Solomon R. Guggenheim Foundation.

1939 Am 1. Juni eröffnet in einem ehemaligen Autosalon in Manhattan, New York, das Museum of Non-Objective Painting . Der Katalog zur Eröffnungsausstellung Art of Tomorrow (eine Anspielung auf die Schau World of Tomorrow auf der Weltausstellung in Flushing Meadows, Queens), enthält den Beitrag Rebays "The Power of Spiritual Rhythm". Rebay organisiert Wanderausstellungen und stellt Werke aus der Guggenheim-Sammlung landesweit Museen, Bildungsstätten und gemeinnützigen Organisationen zur Verfügung. Zudem vergibt sie Zuschüsse und Stipendien an Künstler.

1942 Aufgrund ihrer deutschen Herkunft wird Rebay als Enemy Alien (feindliche Ausländerin) für acht Wochen interniert.

1943 Rebay nimmt Kontakt mit dem Architekten Frank Lloyd Wright auf, der einen "Tempel der gegen-standslosen Kunst" errichten soll.

1944 Baubeginn an der Fifth Avenue, Ecke East Eighty-ninth Street, in Nachbarschaft zum Central Park. Es dauert etwa fünfzehn Jahre, bis der Museumsbau endgültig fertig gestellt ist - zehn Jahre nach Solomon Guggenheims, und sechs Monate nach Wrights Tod.

1947 Rebay erhält die amerikanische Staatsbürgerschaft. Im Sommer ist eine Auswahl von Werken aus der Guggenheim Collection, darunter auch Arbeiten von Rebay, im Salon des Réalités Nouvelles im Pariser Palais des Beaux-Arts zu sehen.

1948-49 Das Museum of Non-Objective Painting zieht in die Fifth Avenue. Die erste Ausstellung ist Rebay gewidmet und umfasst Gemälde, Aquarelle und Collagen. Die von Rebay organisierte Wanderausstellung Gegenstandslose Malerei in Amerika ist in mehreren deutschen Städten zu sehen. In München will man sie zunächst in der schwer beschädigten Villa Stuck unterbringen, wählt schließlich aber die Räume im Hertie-Haus gegenüber dem Hauptbahnhof. Ende 1949 wird die Ausstellung nochmals in München, im Amerika-Haus, gezeigt. Am 3. November 1949 stirbt Solomon R. Guggenheim.

1950 Rebay stellt als Ehrenmitglied in der ersten Ausstellung der Künstlergruppe ZEN 49 im Central Art Collecting Point in München fünf Gemälde aus. Gezeigt werden insgesamt 75 Werke von 19 Künstlern, darunter Rupprecht Geiger, Brigitte Meier-Denninghoff und Willi Baumeister.

1952 Im März tritt Rebay aufgrund ihrer Gesundheitsprobleme, der wachsenden Kritik an ihrer Führung und der Auseinandersetzungen mit dem Stiftungsrat des Museums von ihrem Posten zurück. Das Museum of Non-Objective Painting wird in "Solomon R. Guggenheim Museum" umbenannt.

1953-1967 Rebay unternimmt weiterhin zahlreiche Reisen, verbringt jedoch die letzten Jahre ihres Lebens hauptsächlich in ihren Häusern "Franton Court" in Connecticut und "Sunlife" in New Hampshire. Sie stellt weiterhin im Salon des Réalités Nouvelles sowie in New Yorker Galerien aus. 1959 wird das heutige Solomon R. Guggenheim Museum eröffnet. Rebay wird zur Eröffnung nicht eingeladen. 1967 gründet Rebay die Hilla von Rebay Foundation zur "Pflege und Förderung des öffentlichen Interesses an der gegenstandslosen Kunst". Sie überlässt einen Großteil der Werke ihrer Stiftung und vermacht zahlreiche weitere Werke der Solomon R. Guggenheim Foundation.

Am 27. September 1967 stirbt Hilla von Rebay in Sunlife. Sie wird neben ihren Eltern in Teningen im Schwarzwald beerdigt.