Im Juli vergangenen Jahres hat der kunstraum münchen e.V. seine Räume in der Goethestraße 34 aufgegeben, um in der zweiten Jahreshälfte 2002 in neuen Räumen wieder zu eröffnen. Für diese Interimszeit hat der kunstraum eine Ausstellungsreihe mit dem Titel "hosted by" entwickelt, die sich in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kunst, dem Lenbachhaus und dem Museum Villa Stuck präsentieren wird.
Für diese Reihe hat Courtenay Smith eine Ausstellung des amerikanischen Bildhauers Erick Swenson (geb. 1972 in Pennsylvania) kuratiert, die im Museum Villa Stuck gezeigt wird. Diese Ausstellung ist die erste Präsentation von Swensons Arbeit in Europa und sie wird aus einer Installation von zwei seiner außergewöhnlichen Tierskulpturen bestehen, die im Zeitraum 2001 und 2002 entstanden sind.
Zu allen Zeiten wurden Tiere in der Kunst als Symbole für moralische Wahrheiten oder menschliche Befindlichkeiten sowie als Talismane gegen Räuber und Eindringlinge verwendet. Die fantastischen Kreaturen des amerikanischen Künstlers Erick Swenson bilden hierbei keine Ausnahme. Die Ausstellung präsentiert zwei seiner eigenständigen und doch miteinander in Beziehung stehenden Skulpturen. Die Werke sind aus Plastik gegossen und bemalt. Swensons Schöpfungen sind surreale Mischwesen echter, imaginärer oder mythischer Tiere.
Als Ganzes gesehen, bilden Swensons Skulpturen eine Art paralleles Universum, das von übermäßig weiterentwickelten Kreaturen in einer bedrohlich wirkenden Umgebung bevölkert wird. Im Kontext der globalen Wirtschaft des 21. Jahrhunderts könnte man seine Tiere als Sinnbild für das Dilemma des Menschen sehen, sich in einer Welt zu behaupten, die von sogenannten Lifestyle-Produkten bestimmt wird.
Zu einer Zeit, in der viele zeitgenössische plastisch arbeitende Künstler die Formen des Minimalismus der 1970er Jahre wieder beleben und bewerten, definiert Swenson den Realismus neu. Er folgt einem Weg, der von Künstlern der Pop-Ära, wie Duane Hanson, Robert Rauschenberg oder Ed Kienholz beschritten wurde. Swenson gehört einer Generation aufstrebender Bildhauer an, zu der Mark Dion, Keith Edmier und Tony Matelli zählen, die Formen und Materialien aus der Natur für ihre Ergründung von Kultur, Geschichte und Identität verwenden.
Erick Swenson berücksichtigt zahlreiche zeitgenössische Errungenschaften der Medizin, Fotografie, Film und Computertechnik, die die Wahrnehmung der Natur und Realität verändert haben. Oft verwendet er Techniken aus anderen Sparten, wie Theater und Film, die sein Werk mit Bühnenkulissen oder Modefotografie in Bezug setzen.
Swensons Skulpturen stellen grundsätzliche Fragen nach dem Verhältnis des Menschen zur Natur und nach der Aufgabe der Kunst. Seine nervösen, einsamen und künstlichen Tiere geben auf unterschiedlichen Ebenen Einblick in eine vielschichtige Problematik, nicht jedoch vorgefertigte Antworten.