One Planet under a Groove -

Keith Haring: DJ 84, 1983, Sumi ink on paper, Estate of Keith Haring
Keith Haring: DJ 84, 1983, Sumi ink on paper, Estate of Keith Haring

Unterstützt durch die Rockefeller Foundation und die Andy Warhol Foundation of the Visual Arts

Die Ausstellung One Planet under a Groove untersucht erstmals den Einfluss der Hip-Hop-Kultur auf die zeitgenössische Kunst. Das Museum Villa Stuck zeigt mehr als 60 Arbeiten - Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien, Installationen und Videos - von 30 Künstlern aus den Vereinigten Staaten, Europa und Asien. Werke international bekannter Künstler wie Jean-Michel Basquiat, David Hammons, Keith Haring, Chris Ofili, Adrian Piper und Gary Simmons dokumentieren die Auswirkungen dieser globalen Kulturbewegung auf die Kunst. Einmalig in Europa, ist die Ausstellung nur in München im Museum Villa Stuck zu sehen.

Die vier Aspekte der Hip-Hop-Kultur - Graffiti, DJing, Rap und Breakdance - wurden in den frühen 1970er Jahren in der vibrierenden Kultur der New Yorker Bronx geboren. Rasch verbreitete sich die neue Musik der afroamerikanischen und aus der Karibik stammenden Jugendlichen samt dazugehöriger Kleidung und Bildsprache in den anderen Vierteln der Stadt. In den folgenden Jahren wuchs die einstige Stadtteilkultur zu einem internationalen Phänomen, das sich in einem beispiellosen Siegeszug über nationale Grenzen ebenso hinwegsetzt wie über soziale, wirtschaftliche und kulturelle Unterschiede.

Obwohl die Kunst des Graffiti, das DJing, der Rap und der Breakdance populäre wie auch kritische Aufmerksamkeit erfahren haben, ist One Planet under a Groove die erste Ausstellung, die sich Künstlern widmet, deren Arbeit von Hip-Hop-Kultur durchdrungen wird. Während vorhergehende Hip-Hop-Ausstellungen durch Objekte wie CDs, Videos und Kleidung einen historischen Abriss bieten wollten, zeigt diese Ausstellung Kunstwerke, die den ästhetischen, politischen und sozialen Kontexten der Hip-Hop-Kultur entstammen.

Kaum ein Titel könnte Natur und Charakter von Hip Hop besser fassen als One Planet under a Groove - eine Anspielung auf einen Klassiker von Funkadelic aus dem Jahr 1978.

Zur Ausstellung

Die Künstler von One Planet under a Groove entstammen verschiedenen Generationen und reflektieren die Entwicklung des Hip Hop von einer urban street culture zu einer Milliarden-Dollar-Industrie. So verweisen einige Werke auf die Wurzeln des Hip Hop in früheren Formen schwarzer Musik und Kultur, z.B. Funk Lessons von Adrian Piper (1983) oder I am the Greatest! von David Hammons (2001), ein Sample aus Zitaten von Muhammad Ali. Die Ausstellung präsentiert zudem Kunstwerke aus dem direkten Kontext der Frühphase des Hip Hop in der Bronx, von wo die Jugendbewegung zuerst in New Yorks Arbeiterviertel und dann, in den frühen 1980er Jahren, in die Kunst- und Club-Szene Manhattans einbrach. Der graffiti-ähnliche Stil der frühen Gemälde und Zeichnungen von Jean-Michel Basquiat und Keith Haring setzt die Techniken des cutting und scratching der frühen Hip-Hop-DJs in Bildende Kunst um. Die B-boy-Serie der Fotografin Coreen Simpson zeigt die old school-Mode um die Mitte der 80er Jahre.

Ähnlich wie das consciousness raising oder die message rappers der späten 80er und frühen 1990er Jahre verwandeln Mel Chin, Renée Green und Gary Simmons Stereotypen der Hip-Hop-Kultur. Die Arbeit Counted, Tracked, Observed von Max King Cap setzt Jacken der Marke Carhartt in Anspielung auf gängige Vorurteile in Szene. Andere, z.B. der Maler Chris Ofili, nutzen innovative und subversive Methoden, um die Klischees des Hip Hop zu unterlaufen.

Neue Arbeiten junger Künstler wie Sanford Biggers, Juan Capistran, Luis Gispert, Kori Newkirk, Erik Parker, Nadine Robinson und Susan Smith-Pinelo, mischen Hip Hop mit Inhalten aus der Kunstgeschichte oder der Popkultur. Luis Gispert verarbeitet in Flossing (1999) die Einflüsse des Miami Bass Sound und der gestylten Autokultur Miamis zu einer Art "Seifenkistenauto", ausgestattet mit Blinklichtern, Alarmanlage, Subwoofern und einer Stereoanlage.

Speziell für One Planet under a Groove wurden mehrere Arbeiten angefertigt. The Hip Hop Project (2001) von Nikki S. Lee zeigt die Künstlerin in einer Serie von Fotografien in unterschiedlichen Szenen mit Größen der New Yorker Hip-Hop-Community. Big Baby Blue (2001) von Nadine Robinson besteht aus zwei monochromen Gemälden in hellem Blau, die als Lautsprecher fungieren und ihre Farbigkeit frühen Single-Veröffentlichungen des legendären Hip-Hop-Labels Sugarhill Records entnehmen. Hip Hop from Home (Fake that Floss) (2001) ist ein Hip-Hop-Fluxkit des Künstlers Newkirk, das Objekte versammelt, die von Jugendlichen genutzt werden, um einen ghetto-ähnlichen Look zu bekommen, z.B. die Silberpapierchen von Kaugummiverpackungen als "Zahnhülle".

Digitale Arbeiten wie Phonograf (1998) des in Italien geborenen Davide Bertocchi oder die Porträts japanischer Hip-Hop-Jugendlicher der Künstlergruppe Enlightenment, Tokyo, zeigen neueste Entwicklungen in der internationalen Hip-Hop-Gemeinde auf.