Singender LotusHyon-Soo Kim & E. Byok-Song Woo -

Foto : E. Byok-Song Woo
Foto : E. Byok-Song Woo

Zum ersten Mal seit der Wiedereröffnung der Villa Stuck im März 2005 wird der restaurierte historische Künstlergarten zum Ausstellungsort. Im Rahmen der Ausstellungsreihe 0606 wird in ihm die Installation Singender Lotus der beiden in München lebenden koreanischen Künstler Hyon-Soo Kim und E. Byok-Song Woo gezeigt. In diesem Zusammenhang wird der Künstlergarten auch Schauplatz von insgesamt acht Performances sein.

Die eigens für den Künstlergarten konzipierte überdimensionale Lotusblüte ist künstlerischer Ausdruck einer interkulturellen Annäherung. Die Lotusblüte steht im Buddhismus und Hinduismus als Symbol für Reinheit, für die Schöpfung und geistige Offenbarung. Im Unterschied zu den meisten Pflanzen, blüht die Lotusblüte, wenn ihre Früchte reif sind, Ursache und Wirkung spielen sich simultan ab. Die Buddhisten glauben deshalb, dass die Lotusblüte Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf einmal enthüllt. Sie ist als Sonnensymbol von den Griechen verehrt worden, in Ägypten stand sie für die Wiedergeburt und das ewige Leben. Die riesige Skulptur von Hyon-Soo Kim mit einem Durchmesser von über 5 Metern und einer Höhe von mehr als 2 Metern lädt im Garten der Villa Stuck zur Meditation über diese Begriffe ein.

An acht Terminen während der Laufzeit der Ausstellung wird dieses meditative Moment zum Rahmen einer Performance, dem Ritual der 108 Verbeugungen - vollzogen von Hyon-Soo Kim und E. Byok-Song Woo gemeinsam mit den Besuchern. Die Zahl 108 ist in Asien ein Symbol und steht für die 108 Leidenschaften und Qualen. Das Ritual wird - gemeinsam mit den Besuchern - schweigend ausgeführt und dauert zwischen 20 und 30 Minuten. Die Performance nimmt den Begriff der Reinheit auf und überträgt ihn auf die Teilnehmer des Lotusblüten-Rituals.

E. Byok-Song Woo durchbricht die Verinnerlichung des still vollzogenen Rituals zum Schluss der Performance, indem er Amfortas Arie aus Richard Wagners Parsifal oder Wolframs Arie aus dem Tannhäuser intoniert. Im Tannhäuser heißt es "Blick' ich umher in diesem edlen Kreise, welch hoher Anblick macht mein Herz erglühn! . Da blick' ich auf zu einem nur der Sterne, der an dem Himmel, der mich blendet, steht: es sammelt sich mein Geist aus jener Ferne, andächtig sinkt die Seele in Gebet."

Andacht und Offenbarung stehen sich in der Skulptur und Performance von Hyon-Soo Kim und E. Byok-Song Woo gegenüber. Das Thema der Pilgerschaft in Wagners Tannhäuser und der heilige Gral in Parzival korrespondieren mit der Pilgerschaft, der inneren Reise, die wir während der 108 Verbeugungen erfahren. Die Künstler beschreiben das Ritual als "eine innere Reise in ein Land, in dem das Ego nicht mehr existiert."

Hyon-Soo Kim

1956 Geboren in Korea. 1975-1977 Studium an der Fachhochschule für angewandte Kunst in Korea. 1977-1984 Goldschmiedelehre in Seoul, Korea. Seit 1993 Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München. Lebt und arbeitet in München.

E. Byok-Song Woo

Bariton. Geboren in Suwon, Korea. Gesangsstudium an der Hochschule für Musik und Theater. Opernschule München bis 1996. 1986 B.A. Philosophy - University of California at Berkeley.