Stuck und HanfstaenglDer Künstler und sein Verleger -

Die Ausstellung Stuck und Hanfstaengl. Der Künstler und sein Verleger präsentiert photographische Reproduktionen zahlreicher Werke, die Franz von Stuck zwischen 1888, dem Beginn seiner ersten Kontaktaufnahme mit dem Münchner Kunstverlag Franz Hanfstaengl, und 1928 reproduzieren ließ. Alle Werke in der Ausstellung wurden der Stiftung Villa Stuck 1991 von den Mäzenen Hans-Joachim und Amélie Ziersch geschenkt. Es entstanden ungefähr 300 Reproduktionen, im Vergleich zu anderen bei Hanfstaengl verlegten Künstlern eine enorme Zahl, die Rückschlüsse auf die Bedeutung und Wertschätzung der Stuckschen Sujets zulässt und die enge Zusammenarbeit zwischen Künstler und Verleger dokumentiert.  

Wie sein britischer Zeitgenosse, der Präraffaelit Simeon Solomon, setzte Stuck Photoreproduktionen für die Verbreitung seiner Werke ein. Dies erlaubte dem Künstler, sein Werk mit Hilfe der seit den 1860er Jahren prosperierenden Kunstverlage in nie zuvor gekanntem Ausmaß zu verbreiten. Bereits 1888, als der 25jährige Stuck sich gerade erst der Malerei zugewandt hatte, verlegte Hanfstaengl erste Arbeiten. Stuck hatte also von Beginn seiner Malerkarriere an die Vermarktung seiner Bilder in Form von Reproduktionen eingeplant.

Neben dem Hanfstaengl Kunstverlag und der Photographischen Union war es besonders die Münchner Kunst- und Verlags-Anstalt Dr. E. Albert & Co gewesen, bei der Stuck frühere Arbeiten verlegte. Entscheidend war dabei sicherlich auch, dass sich dieser Verlag entschlossen hatte, 1893 einen Prachtband mit »über hundert Reproductionen nach Gemälden und plastischen Werken, Handzeichnungen und Studien« von Franz Stuck herauszugeben. Dieser Band enthielt zahlreiche Arbeiten Stucks, die er wenige Jahre zuvor in einer für den jungen Künstler besonders erfolgreichen Ausstellung im Münchner Kunstverein gezeigt hatte; sie bot einen Querschnitt seines künstlerischen Schaffens.  

Eugen Albert, promovierter Photochemiker und Sohn des berühmten Hofphotographen Joseph Albert, gründete diesen Verlag 1883. Durch seinen Vater, der bereits für Piloty & Loehle, Cotta und Bruckmann photographiert hatte, war ihm die Bedeutung der Reproduktionsindustrie bewusst geworden. Von 1884 bis 1885 war er außerdem noch Teilhaber der Photographischen Union.  

Die parallele Präsentation der Ausstellungen Offenbarung der Liebe. Simeon Solomon und die Präraffaeliten sowie Franz von Stuck erlaubt zum ersten Mal einen unmittelbaren Vergleich zwischen den Werken und künstlerischen Strategien Franz von Stucks und den Präraffaeliten. Der Einfluss von britischen Künstlern wie Sir Lawrence Alma-Tadema und den Präraffaeliten insbesondere bei Sir Edward Burne-Jones auf die ersten Werke Franz von Stucks wurde von seinen Zeitgenossen früh erkannt.  

Die Entwicklung der Kunst in Großbritannien Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem »Holland Park Circle« und Lord Frederic Leighton, der Arts-and-Crafts-Bewegung um William Morris und den sogenannten »Glasgow Boys« waren ebenfalls wichtige Impulse für die Kunst in München. Vermutlich hatte Franz von Stuck Morris-Tapeten in seinem ersten Atelier in der Theresienstraße; mit der Kunst der »Glasgow Boys« konnte er sich in den großen Kunstausstellungen in München auseinandersetzen.