Willy FleckhausDesign, Revolte, Regenbogen -

Willy Fleckhaus fotografiert von Will McBride (um 1964). © Will McBride Estate, MAKK, Carsten Wolff/Fine German Design
Willy Fleckhaus fotografiert von Will McBride (um 1964). © Will McBride Estate, MAKK, Carsten Wolff/Fine German Design

Das Museum Villa Stuck präsentiert die erste große museale Würdigung von Willy Fleckhaus’ Schaffen. Zu sehen sind ca. 350 Objekte aus der Hand des bedeutenden Grafikdesigners und Art Directors, darunter Magazine, Fotografien, Illustrationen, Bücher, Buchreihen und Plakate.

Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
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Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
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Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
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Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling
Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen. Museum Villa Stuck, Foto: Katrin Schilling

Wie kein Zweiter hat Willy Fleckhaus die visuelle Kultur der jungen Bundesrepublik von den 1960er- bis 80er-Jahren geprägt und damit maßgeblich zum Paradigmenwechsel im internationalen Grafik- und Werbedesign beigetragen. Fleckhaus verschmolz die Ratio der Schweizer Grafik mit der Phantasie des amerikanischen Editorial Design und wurde damit international zum Vorbild für wenigstens eine Generation von Zeitschriften- und Buchgestaltern, Werbeleuten und Fotograf/innen. Als Willy Fleckhaus zu gestalten begann, wurden Zeitschriften von Einrichtern, bestenfalls Grafikern betreut, die im Impressum der Magazine keine besondere Würdigung fanden. Als Fleckhaus mit nicht einmal 60 Jahren verstarb, war die „Art Direction“ zum festen Begriff und zur gehobenen Position im Prozess der Herstellung geworden. Willy Fleckhaus hat diesen Paradigmenwechsel maßgeblich mitherbeigeführt. Er hat den Begriff des Art Directors importiert und popularisiert, mit Leben erfüllt und damit das Modell einer für alle Fragen der Optik zuständigen Verantwortlichkeit etabliert.

Fleckhaus war auf praktisch allen Gebieten visueller Kommunikation tätig. Er hat Zeitschriften und Bücher gestaltet, Buchreihen und Umschläge konzipiert, Plakate und Signets genauso wie Kataloge und Festschriften entworfen, er hat Erscheinungsbilder und Firmenbilanzen betreut. Fleckhaus war als Berater tätig, hat Vorschläge für das Redesign von Tageszeitungen erarbeitet und Ausstellungen gestaltet. Seine herausgehobene Position und die damit verbundene Machtfülle wurde jedoch auch nicht unkritisch gesehen. Nicht ohne Grund nannte man Willy Fleckhaus den „teuersten Bleistift Deutschlands“. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen die Entwürfe für die Buchreihen des Suhrkamp Verlags, die Bibliothek Suhrkamp (ab 1959), die edition suhrkamp (ab 1963), bekannt als „Regenbogenreihe“, und die Reihe suhrkamp taschenbuch. Weiter war er gestalterisch verantwortlich für das Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Logos der Zeitschrift Quick, der Aktion „Ein Herz für Kinder“ und des WDR wurden ebenfalls von Fleckhaus entworfen.

Zu seinen ikonischen Arbeiten, die heute einen Teil unserer visuellen Alltagsgeschichte darstellen, gehört die 1959 gegründete Jugendzeitschrift twen (1959 - 1971), die in Form und Inhalt die innovativen, provokanten und revolutionären Ideen von Willy Fleckhaus widerspiegelt. Gestaltet mit großen Fotostrecken, einprägsamer Typografie und ungewöhnlichem Layout widmete sich twen Life-Style-Themen wie Mode, Musik und Freizeit, aber auch Fragestellungen zur sexuellen Befreiung und Homosexualität oder politischen Themen wie Antisemitismus.

Biographie

Willy (Wilhelm August) Fleckhaus (* 21. Dezember 1925 in Velbert; † 12. September 1983 in Castelfranco di Sopra, Italien) war nach einer Journalistenausbildung zunächst als Redakteur für die Zeitschriften Fährmann und Aufwärts tätig. 1953 übernahm er die grafische Gestaltung der gewerkschaftlichen Jugendzeitschrift Aufwärts und machte sich 1959 als Grafiker selbständig. Im selben Jahr gründete er mit Adolf Theobald und Stephan Wolf die Jugendzeitschrift twen. Neben Beratungsaufträgen u.a. für das Kölner Verlagshaus DuMont-Schauberg und die photokina war er ab 1959 für die Gestaltung der Buchreihen des Suhrkamp Verlags sowie für die Taschenbücher des Insel Verlags verantwortlich.

In den Jahren 1972 und 1973 war Fleckhaus Präsident des deutschen Art Directors Club. 1974 wurde Willy Fleckhaus Professor an der Folkwangschule in Essen. 1980 wechselte er an die Bergische Universität Wuppertal und lehrte dort bis zu seinem Tod Typografie im Fachbereich Kommunikationsdesign.

Zur Ausstellung

Eine zentrale Rolle kommt den von Fleckhaus gestalteten Medien zu, erstmals kombiniert mit zahlreichen Vintage-Fotografien der oft von ihm auf der photokina in Köln entdeckten und für eigene Projekte engagierten Fotografen, die später internationale Bedeutung erlangten. Anhand der ausgestellten Arbeiten können die Besucherinnen und Besucher somit nicht nur die innovativen, zur damaligen Zeit revolutionären Gestaltungsansätze des bedeutenden deutschen Grafikdesigners nachvollziehen. Darüber hinaus vermitteln die Exponate auch einen authentischen Eindruck von dem gesellschaftlichen Wandel in den 1960er- bis 1980er-Jahren.

Von den drei Schwerpunkten der Ausstellung steht die Zeitschrift twen im Vordergrund. Ein großes und entscheidendes Gewicht liegt dabei auf originalen Fotografien, oft ganzen Strecken, aus denen Fleckhaus seine Bildreihen zusammenstellte. In großen Aufnahmen zu sehen sind Stars wie Juliette Gréco, Tina Turner, Jean Paul Belmondo oder Mick Jagger. Viele große Fotografen der Zeit sind vertreten, allen voran Will McBride, aber auch Richard Avedon mit seinen Porträts oder Ulrich Mack mit seiner berühmten Pferdeserie. Zu den gezeigten Illustratoren zählen herausragende Amerikaner wie Ben Shahn, der eine Reihe der frühen Titelillustrationen liefert, und Heinz Edelmann mit seinen poppigen Beatles, die in Yellow Submarine die Welt in einen psychedelischen Farbschleier tauchen.

Ein weiteres wichtiges Kapitel der Ausstellung bilden Fleckhaus' Arbeiten für Suhrkamp und andere Verlage. 1959 konzipierte er die Bibliothek Suhrkamp mit schlichter Typografie auf weißem Grund und einem zurückhaltend umlaufenden Farbstreifen. Ab 1963 erscheint die edition suhrkamp in jeweils einfarbigen Taschenbuchbänden, deren Buchrücken, in
korrekter Erscheinungsfolge aufgestellt, einmal durch das Farbenspektrum wandern. Nach 48 Bänden beginnt der Regenbogen von neuem. Es folgen weitere Taschenbuch-Reihen, unter anderem auch für den Insel Verlag. Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung ist die Person Fleckhaus selbst. In der gesamten Ausstellung ist er mit Zitaten, Fotos,
Skizzen und persönlichen Erinnerungsstücken präsent , dazu kommen speziell für die Ausstellung entstandene Interviews mit Weggefährten wie dem Fotografen und Filmemacher Roger Fritz, den Fotografen Guido Mangold und Michael Friedel und dem Art Director Uwe Göbel.

Als optisch überraschender und abschließender Höhepunkt der Ausstellung können die schwarz umrandeten Magazine für die Frankfurter Allgemeine Zeitung gesehen werden. Fleckhaus' Umgang mit Bildausschnitten und, mehr noch, seine Motivwahl sind freier und unabhängiger geworden und verleihen den äußerlich unscheinbaren Heften einen bleibenden Wert.

Katalog

Zur Ausstellung ist der Katalog Willy Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen erschienen. Herausgeber: Michael Buhrs, Petra Hesse. Mit Beiträgen von Carsten Wolff und Hans-Michael Koetzle.
240 Seiten und zahlreiche farbige Abbildungen, zweisprachig (deutsch/englisch)
ISBN: 978-3-9811342-4-7